Flirten für Anfängerinnen - Der Schmalzblick

Donnerstag, 28. Oktober 2010, 23:23 Uhr | Leben, Lifestyle, Wohnen, Arbeit, Sinn und Unsinn

Die Grundlage eines jeden guten Flirts bildet der “Schmalzblick”. Es ist von Natur aus aber nicht jedem gegeben, so schön mitleidheimschend-anhimmelnd dreinblicken zu können.

Der normale Mensch muss üben!

Hast du einen Hund, ist das gar nicht so schwer:
Locke ihn mit einem Hundekeks vor den Spiegel und versuche die flehende Mimik des Tieres nachzuahmen. Bietest du dir dann selbst den Keks an, hast du es geschafft. Nun kann dir kein Mann mehr widerstehen!

Hast du aber keinen Hund, übe mit dem Foto eines berühmten Liebhabers, der dir besonders imponiert. Wenn du dann dein eigenes Spiegelbild anhimmelst, hast du es geschafft!

h3. Nun testen wir unser neues Wissen in der Praxis:

Wage dich nun in ein Café oder eine Kneipe oder einen anderen öffentlichen Ort, wähle dort ein geeignetes Opfer aus, bringe dich dann gedanklich in Stimmung (denke an den Hund oder den Partner deiner Träume) und setze das betreffende unwiderstehliche Gesicht auf.

Sollte dein Gegenüber dir Kleingeld auf den Tisch legen, hast du die Komponente Mitleid zu stark betont. Wenn gar nichts geschieht, ist dein Gesichtsausdruck einfach nur dämlich. Pendle dich also auf den Mittelwert ein!

Zeigt dein Opfer Anzeichen der Unruhe, Hautrötungen im Gesicht oder den gleichen mimischen Ausdruck wie du, hast du alles richtig gemacht.

Breche nun unverzüglich den Test ab - denn du hast ja erreicht, was du wolltest. Auf gar keinen Fall weitermachen! Eine weitere dilettantische Anmache würde nur dein aufkeimendes Image zerstören. Ab nach Hause - weiterüben!

h3. Viel schwerer ist der Spontan-Schmalzblick unter erschwerten Umständen:

Du befindest dich nicht in einer Laserdisco oder auf einer zünftigen Orgie, sondern - ganz alltäglich - morgens um halb acht im Bus in Richtung Bahnhof, letzter Sitz, hinten links. Und da taucht dieser Kerl auf, der dir das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Nein, es ist nicht der Kontrolleur. Eher so eine Art Märchenprinz - nicht ganz dein Kindheitstraum, aber fast. Und ausgerechnet jetzt versagt ganz unverhofft dein Ultra-Aspirant-Deo.

Doch du hast nur einen Gedanken: Den oder keinen! Laut Umfragen schaut ein Mann zuerst in die Augen einer Frau. Also, vergiss die bärenmäßige Behaarung an den Beinen, denke an deine Scheinwerfer und den eingeübten Schmalzblick. Erinnerst du dich noch an das Wimpernklimpern von Liz Taylor in dem epochalen Epos “Asterix und Kleopatra”, das sogar den Kaiser Roms ins Wanken brachte? Oder denke an AC/DC´s Grufti-Make up, dass die Massen zum Kreischen bringt.

Leider entsprechen deine Augen nach den Anstrengungen des gestrigen Abends inklusive einem mehrstündigen Kneipenbesuch mit anschließendem vierstündigen Schlaf nicht mehr ganz diesen Idealen. Keine Panik! Bitte deinen Nachbarn, dir zu sekundieren: Er möge doch einfach in gewohnter Manier seine Bildzeitung vor dir ausbreiten. So hast du Deckung. Nehme nun Lidschatten und Kajal aus der Handtasche und style dich. Hast du auch noch Zwiebelringe zur Hand - perfekt - gib´ deinen Augen damit einen sinnlich-feuchten Blick.

Jetzt darf dein Nachbar die Zeitung wieder senken, damit du deinen Blick in Richtung deines Traumtyps werfen kannst. Denke dabei an etwas Freundliches; zum Beispiel, wie dein Chef die Treppe herunter fällt. Fixiere den Punkt oberhalb der Krawattennadel deines Traumkerls mit einem festen Silberblick. Wenn er dann nicht sinnlich aufstöhnt und sich den Weg zu dir frei bahnt, hast du leider etwas verkehrt gemacht.

Autor: rumpelliese

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